Alle Welt spricht von „Open Access“: Offene Lizenzen sollen in der Wissenschaft dafür sorgen, dass Forschungsprojekte keine Inseln bleiben. Doch hat Transparenz ihren Preis: Angreifbarkeit. Die Creative-Commons-Lizenzen helfen, die eigene Forschung zu schützen – und trotzdem zu verbreiten.
Status-quo: Wissenschaftlicher Austausch mit Hindernissen
Die Autorschaft von Aufsätzen und Monografien ist durch das Urheberrechtsschutzgesetz gesichert. Außerdem sind Inhalte oft strengen Lizensierungen unterworfen, eine Nachnutzung wird erheblich erschwert. Meist ist der publizierende Verlag der alleinige Rechteinhaber. Die Weiterverwertung von Bildern, Übersichten und anderen Informationen ist damit von dessen Erlaubniserteilung bzw. Vergütung abhängig – meist dürfen noch nicht einmal Autoren Werke weiterverwenden, weder als Volltext auf der eigenen Webseite noch als vollumfängliche Kopie für Studenten.
Dies betrifft vor allem:
- das wissenschaftliche Bloggen und Werkstattberichte,
- die Weiterverwendung abgeschlossener Forschungsarbeiten,
- die Offenlegung von Forschungsdaten, beispielsweise statistischen Daten, Messergebnissen und Netzwerkanalysedaten,
- die Nutzung von Texten und Bildern in der Lehre.
Zwei Beispiele: Rohdaten sind ein unendlich wertvoller Schatz. Meist stecken Jahre an Arbeit in der Sammlung und Strukturierung von Informationen, bevor daraus eine Forschungsarbeit entsteht. Mit dem „Vergessen“ der Datengrundlage wird zukünftigen Projekten die Möglichkeit genommen, Informationen weiterzunutzen, zu vergleichen und somit auf Vergangenem aufzubauen. Auch in der Lehre ist häufig unklar, wie Texte bzw. Inhalte überhaupt verbreitet werden dürfen. Das beginnt schon bei der Bereitstellung des Semesterapparates.
Warum so skeptisch?
Dass noch immer recht wenige Forschungsarbeiten weiterverwertbar sind, liegt zum einen an finanziellen Aspekten: Das „Geschäft“ mit Nutzungsgebühren ist sehr lukrativ. Vor allem Verlage würden durch die ungehinderte Verbreitung von Texten und Bildern eine wichtige Einnahmequelle verlieren, denn der Handel mit Rechten ist ein Grundpfeiler ihres Wirtschaftens. Andererseits haben Autoren oft Angst vor Unsichtbarkeit: Was, wenn ein anderer Forscher die eigenen Ideen stiehlt und der eigene Name im Nirgendwo verschwindet? Creative-Commons-Lizenzen begegnen jedoch diesem Problem.
Die Creative-Commons-Lizenzen („CC-Lizenzen“)
Zur Einstimung:
Was sind Creative-Commons-Lizenzen?
Die CC-Lizenzen regeln ganz grundlegende Dinge: Beispielsweise, ob ein Autor erlaubt, die Inhalte weiterzuverwenden, abzuwandeln oder kommerziell zu nutzen. Mit oder ohne Namensnennung, je nach Wunsch.
Außerdem kann festgelegt werden, dass eventuelle Abwandlungen wieder unter derselben Lizenz veröffentlicht werden müssen. Der Zugang zu Werken des Lizenzgebers darf also nicht behindert werden. Damit wird sichergestellt, dass der Nachnutzer seine eigene Publikation ebenso der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen muss wie der Erstautor.
Die Vorteile freier Lizenzen für die Wissenschaft
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) veröffentlichte 2014 einen besonders nachdrücklichen Appell zur Nutzung offener Lizenzen in der Wissenschaft, um einen „möglichst ungehinderten Zugang zu Forschungsergebnissen“ zu etablieren. Die Vorteile im Überblick:
- Der kreative Umgang mit Forschungsdaten und -ergebnissen wird ermöglicht.
- Die Lehre profitiert von frei zugänglichen Materialien.
- Die inner- und interdisziplinäre Weiterentwicklung von Projekten wird erleichtert.
- Forschende erhalten Sichtbarkeit im Forschungskontext.
- Rechtssicherheit wird gewährt: CC-Lizenzen sind weltweit anerkannt.
- Autoren bestimmen selbst, was genau sie freigeben möchten – und wie.
- Das Urheberrecht bleibt unangetastet.
Arten von CC-Lizenzen: Was darfst du, was musst du?
Nachfolgend die wichtigsten Lizenzen im Überblick, die eine kommerzielle Weiterverwendung erlauben:
Die Forschungsdaten selbst sind meist nicht urheberrechtlich geschützt, doch können Datenbanken Lizenzpflichten unterworfen sein. Daher empfiehlt es sich, sowohl Datenbanken als auch wissenschaftliche Software als „offen“ auszuweisen. Zum CC-0-Lizenzvertrag
Für Forschungsarbeiten empfiehlt selbstverständlich die Namensnennung des Autors. Unter der Creative-Commons-Lizenz „CC-BY“ darf ein Werk kommerziell und privat verbreitet und bearbeitet werden. Bedingung ist immer die Nennung des Lizenzgebers. Diese Lizenz ist die wohl am weitesten verbreitete. Zum CC-BY-Lizenzvertrag
Die Lizenz „CC-BY-SA“ regelt, dass der Lizenzgeber immer als Urheber des Originals angegeben wird und darauf aufbauende Werke unter den gleichen Bedingungen publiziert werden. Zum CC-BY-SA-Lizenzvertrag
Die „CC-BY-ND“-Lizenz ist etwas strenger: Sie erlaubt Nachnutzern, das Werk zu verbreiten. Jedoch darf es nicht verändert werden und der Lizenzgeber muss stets als Urheber genannt werden. Zum CC-BY-ND-Lizenzvertrag
Falls Autoren Werke nur für nicht-kommerzielle Zwecke zur Verfügung stellen möchten, findest du in der Lizenzbezeichnung das Kürzel „NC“ (für „non-commercial“).
Praxistipps für die Weiterverwendung von Texten und Bildern
Und nun zur Praxis: Wenn du selbst Inhalte in Form von Bildern, Texten oder Videos weiterverwenden möchtest, hast du nun das nötige Werkzeug zur Hand. Halte Ausschau nach der entsprechenden Lizenzierung, die du bei Online-Medien meist im Impressum findest. Außerdem hilfreich – besonders für Seminarpräsentationen o. Ä. – ist ein Blick auf die Creative-Commons-Lizenz bei der Vorauswahl von Bildern: Google hat hier ein eigenes Tool parat, das du in der Bildersuche aufrufen kannst. Du legst damit bereits vorher fest, auf welche Recht du Wert legst. Klickst du auf „Tools“, „Nutzungsrechte“ und die gewünschte Lizenz, kannst du dir viel Arbeit ersparen:
Eine genaue Prüfung auf der jeweiligen Seite ist dennoch anzuraten ;-). Beispielsweise stellt Wikipedia Bilder meist unter die Lizenz CC-BY-SA.
Zum Nachlesen:
https://creativecommons.org/licenses/?lang=de
http://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2014/info_wissenschaft_14_68/
https://open-access.net/informationen-zu-open-access/rechtsfragen/lizenzen/
Lizenzbuttons und Video CC-BY Creative Commons.