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Notizen: Special zur DHd 2023 (Teil 2)
Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag


Das Verarbeiten großer Datenmengen verbraucht viel Energie. Gleiches gilt für das Bereitstellen hochaufgelöster Bilder, für Flugreisen zu Konferenzen – und nicht zuletzt für die eigene technische Ausstattung. Die Arbeitsgemeinschaft #GreeningDH lud uns ein, ihrer Podiumsdiskussion auf der Digital-Humanities-Konferenz in Luxemburg zu lauschen.

Notizen zum zweiten Teil der Diskussion

Darf man in Zeiten des globalen Klimawandels überhaupt noch geisteswissenschaftlich arbeiten oder muss man nicht vielmehr die Welt retten? Geht beides vielleicht zusammen – wenigstens ein bisschen? Im zweiten Teil des DHd2023-Specials geht es um die allgemeine Reflexion der eigenen Arbeitspraxis: Die Moderatorinnen Anne Baillot, Anja Gerber und Charlotte Feidicker geben Diskussionsimpulse aus ihrem Arbeitsalltag. Sie berichten über eigene Erfahrungen, innere Konflikte – und mögliche Lösungen.

Für alle, die keine Zeit zum Zuhören haben oder sich einfach einen Überblick über das Gespräch wünschen, haben wir hier die wichtigsten Thesen und Hintergrundinfos zusammengetragen.

Statements

Anja Gerber (BBAW, Corpus Vitrearum Medii Aevi)

“Ich stehe in meiner täglichen Arbeit immer vor der Frage: ‘Wie kann man das ressourcenschonender gestalten?’”

Ihre Wünsche:

  • Allgemeiner Erfahrungsaustausch über Prozessoptimierung und nachhaltiges Datenmanagement
  • Diskussion über ‚Lessons Learned‘, Nachnutzung bestehender Tools, Erhöhung der Sichtbarkeit bestehender Lösungen
  • Optionen der Softwareoptimierung diskutieren, um die Nachnutzbarkeit zu stärken
  • Projektmanagement kritisch beleuchten: Wie oft trifft man sich, wann virtuell, wann in Präsenz?
Corpus Vitrearum Medii Aevi ...
… ist ein Akademienvorhaben, das von Umwelteinflüssen bedrohten Kunstdenkmälern dient. –> Zur Projekt-Webseite der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Charlotte Feidicker (Universität Bielefeld, Mittelalterliche Geschichte und Digital History)

“Ich finde es manchmal total schwierig, das Mittelalter zu erforschen, wenn mir ökologische Themen eigentlich viel dringlicher erscheinen.”

Ihre Wünsche:

  • Daten sollen FAIR publiziert werden und (möglichst direkt) nachnutzbar sein.
  • Stärkung der Anerkennung für diese Art des Publizierens – gerade auch im Prozess der Promotion

Anne Baillot (Université du Maine Le Mans, Germanistik)

„Die technische Kompetenz für alle Stellschrauben ist nicht unbedingt notwendig, um ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass man etwas verändern kann – auch in den Geisteswissenschaften.“

Ihre Wünsche:

  • Größeres Bewusstsein dafür, dass gerade die Bevölkerung ärmerer Länder aufgrund mangelnder digitaler Infrastruktur oft keinen Zugang zu digitalen Wissensressourcen hat. Diese Bevölkerung sei es jedoch, die die Klimafolgen unserer westlichen Welt tragen müsse.
  • Mehr Vernetzung!
  • Größeres Bewusstsein dafür, dass man etwas verändern kann – auch in den Geisteswissenschaften. Die technische Kompetenz für alle Stellschrauben ist dafür nicht unbedingt notwendig.
Digital Humanities and the Climate Crisis. A manifesto
Das Manifesto ist ein gemeinsames Statement internationaler Digital Humanists. Unter anderem haben Anne Baillot und Torsten Roeder mitgewirkt, die die AG #GreeningDH gegründet haben.
Hier geht’s zum Text: https://dhc-barnard.github.io/dhclimate/
Auf Grundlage dieser Zusammenarbeit bildete sich die Forschendengruppe, die das Digital Humanities Climate Coalition Toolkit erarbeitet hat.
Hier geht’s zum Toolkit: https://sas-dhrh.github.io/dhcc-toolkit/

Existierende klimabezogene Forschungsnetzwerke in Frankreich:

  • ecoinfo (→ Fußabdruck des Digitalen im Allgemeinen)
  • labos1point5 (→ Messung des Fußabdrucks der Forschungs- und Lernaktivitäten an den Hochschulen, Entwicklung darauf aufbauender Handlungsempfehlungen)

Diskussion

‚Gute‘ digitale Editionen mit hochaufgelösten Bildern vs. ressourcenschonende Bereitstellung

  • Semantic Web Technologien, hochaufgelöste Bilder, faire Datenaufbereitung – Wie nachhaltig ist dieses hehre Ziel?
  • Welche Auflösung wollen wir im normalen Nutzungszugriff anbieten?
  • Desiderat: Leitfaden einer möglichst nachhaltigen digitalen Edition, Forschung zum Thema

Ressourcenschonener Zugriff auf verstreut liegende Daten

  • Vermeidung doppelter Datenhaltung
  • Möglichst ressourcenschonender freier Zugriff von außerhalb
  • Rechenzentren mit nachhaltiger Energie versorgen, bspw. durch den Bau von lokalen Windkraftanlagen
  • stärkere Nutzung des IIIF-Standards
IIIF: International Image Interoperability Framework
Der IIIF-Standard ermöglicht, umfangreiche Bild- und Textmetadaten über Schnittstellen (IIIF-APIs) in eine Bildschirmanzeige zu importieren. So können beispielsweise Digitalisate aus verschiedenen Archiven, Museen und Bibliotheken an einem Ort (virtuell) zusammengeführt werden, ohne die Dateien noch einmal separat an einem gemeinsamen Speicherort ablegen zu müssen.
Mehr darüber: https://www.youtube.com/watch?v=8LiNbf4ELZM

Mehr Forschungsförderung

  • Mehr Förderung von wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘, in Frankreich gibt es bereits entsprechende Förderungen
  • Notwendigkeit einer hohen interdisziplinären Kompetenz
  • Es gibt aktuell kein eigenes DFG-Fachkollegium: Bisher ist das Thema nur in den einzelnen Fächern verankert. Die Aufmerksamkeit der einzelnen Fächer müsste also geschärft werden.

Kommunikation stärken

  • Wissenschaftskommunikation ausbauen, um auf neue Entwicklungen und Nachnutzungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen
  • Institutionsübergreifende Vernetzung stärken: Universitäten, Bibliotheken, Archive etc. haben ähnliche Fragestellungen und können voneinander profitieren

Vermittlung einer grundlegenden Digital Literacy in der Lehre

  • Idee: eine Sitzung zur Klimakrise pro Kurs, unabhängig vom Seminarthema
  • In Frankreich: Pflichtmodul zum ökologischen Fußabdruck
  • Uni Bielefeld: Vorlesungsreihe und Einrichtung eines Nachhaltigkeitsbüros
  • Tools für die Lehre:
    • ClimateFresk: Klimakrise als systemisches Problem
    • MOOCs (Massive Open Online Courses, online stattfindende Lehrmodule) zum Thema, bspw.: ‚Ecological Impact of ICT‚ (Information and Communications Technology)
Climate-Fresk-Kartenspiel
Climate Fresk ist eine französische Non-Profit-Organisation, die Lehrmaterialien zur Klimakrise anbietet: So kann ein Kartenspiel bestellt oder direkt ausgedruckt werden. Ziel ist, Zusammenhänge des Klimawandels sichtbar und erfahrbar zu machen. Zur Website
MOOCs –Massice Open Online Courses
Climate Fresk ist eine französische Non-Profit-Organisation, die Lehrmaterialien zur Klimakrise anbietet: So kann ein Kartenspiel bestellt oder direkt ausgedruckt werden. Ziel ist, Zusammenhänge des Klimawandels sichtbar und erfahrbar zu machen. Zur Website

Klimabezogene Forschungsthemen im eigenen Fachbereich finden

Tambora
Tabora.org ist eine virtuelle Forschungsumgebung für textbasierte klima- und umweltgeschichtliche Forschung. Ausgewertet werden historische Wetterdaten, Grundlage sind schriftliche Quellen vergangener Jahrhunderte. Zur Website

 

 

 

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